Sonntag, 6. Juli 2014

Das blaue Sofa im Wald





Ein eisiger Februartag. Sie fuhr mit dem Auto in den Wald. Im Kofferraum lag der Bullterrier und freute sich auf den Ausflug. Der Weg war vereist und überall lag Schnee. Die Sonne strahlte; durch die Bäume brach das Licht. Mit dem Auto weiter zu fahren war riskant. Irgendwo hängen bleiben und nicht wieder weg kommen. Sie dachte daran, fuhr aber weiter.
Nach zehn Minuten steht der Wagen, direkt an einer Wegkreuzung. Die Reifen drehen sich summend auf der Stelle, Schnee und Eis verhindern jedes Fortkommen. Hier wieder raus kommen? Unmöglich. Sie steigt aus, lässt den Hund laufen, überlegt erschrocken, was sie jetzt machen kann. Eine Ortschaft ist nicht weit, aber sie hat Angst vor den Dörflern. Die Menschen dort sind eigenartig, aggressiv. Lieber im Wald bleiben als dorthin gehen...
Jemanden anrufen. Freunde. Aber wer würde ihr helfen? Sie war schon Jahre lang nicht mehr in ihrer Heimat gewesen und wen kannte sie schon.
Noch nicht einmal der Ortsname fällt ihr ein. Ihre Bewegungen werden unruhig. Der Hund bemerkt dass sofort. Na los…spielen wir! Sie rennt mit ihm durch den Wald und entfernt sich vom Auto. Es wird sich schon eine Lösung finden, denkt sie.
Eine halbe Stunde später war die Sonne hinter den Bäumen untergegangen. Es wurde dunkler und man hörte die Tiere deutlicher. Überall waren Spuren von Füßen, größer als Ihre eigenen, im Schnee erkennbar. Ein blaues Sofa steht plötzlich vor Ihr. Ein merkwürdiges Bild. Mitten im Gestrüpp. Jemand musste es abgestellt, als Müll entsorgt haben. Der Hund nähert sich aufmerksam und unruhig. Lässt sie nicht aus den Augen. In diesem Funkloch kann sie niemanden anrufen. Zu weit von Zuhause, über die Grenze hinaus.
Hier hatte sie schon   als Kind Heidelbeeren und Pilze gesammelt. Vor 25 Jahren war sie mit ihrem Opa dort auf Wildschweinjagd gewesen. Damals hat man kleine Kinder überall hin mitgenommen, obwohl sowas sehr gefährlich war. Man hat früh gelernt, auf was man alles achten muss...
Schlagartig kann sie sich an so vieles erinnern. Wie unter Hypnose, verblasste Gesichter und Stimmen werden lebendig. Es ist kalt, sie friert.
Das Handy klingelt. Auf einmal wird sie zurück gerufen, hat wieder Netz. In einer Stunde werde sie abgeholt. Sie würden sie schon finden, auch ohne genaue Wegbeschreibung. Sie solle einfach dort warten wo sie ist. Solle sich nicht fürchten, sei in Sicherheit… 


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